Ein Ausflug per Bahn und Fahrrad zum Hrad Tolštejn (Tollstein) und Jedlova Hora (Tannenberg):
Im Juli 2021 konnte die vor einiger Zeit geplante Tour an einem schönen Sommertag endlich stattfinden.
Mit dem Fahrrad ging es zum Bahnhof Krippen und von dort mit der U28 nach Děčín.
Auf diesem Bahnhof sind die Bahnsteige noch einmal unterteilt. Es stand ein moderner Zug und ein älterer bereit. Ich nahm an, dass in Richtung Krásná Lípa der neuere fuhr. An diesem Tag verkehrte aber bis Nixdorf (Mikulášovice) ein Sonderzug, der von einer Diesellok gezogen wurde. Sie sah mehr nach einer Rangierlok aus. Sie meisterte aber mit Bravour und sehr zügig die steilen Anstiege. Für die Fahrräder gab es extra Wagons. Dort konnte man die Räder mit dem Vorderrad in eine senkrechte Haltevorrichtung hängen. Diese Art der Aufbewahrung ist im Nachbarland verbreitet und recht platzsparend.
Nach der Ankunft in Jedlova begann die Steigung zur Burgruine Tollenstein, halb fahrend und schiebend.
Die Burg wurde im Jahr 1337 erstmals erwähnt. Sie diente als Schutzwall am wichtigsten Handelsweg zwischen Böhmen und der Lausitz. Sie hatte mehrere Besitzer aus bedeutenden böhmischen und sächsischen Herrschergeschlechtern. Im Jahr 1642 erfolgte die Plünderung und Zerstörung durch die Schweden. Ein Wiederaufbau erfolgte danach nicht.
Im Jahr 1865 errichtete Johann Josef Münzberg auf der Ruine einen Berggasthof. Er starb im Jahr 1907. Sein Sohn und später sein Enkel führten die Wirtschaft bis zur Enteignung im Jahr 1945 fort. Der Enkel Johann war von 1951 bis 1962 der Verwalter. Danach gab es wechselnde Wirte. Im Jahr 1977 musste die heruntergewirtschaftete Gaststätte schließen. Seit 2003 ist sie wieder in Betrieb und bietet einen herrlichen Blick auf die Landschaft.
Wer noch mehr sehen möchte, geht weiter nach oben zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Ein kleiner Eintritt muss dafür entrichtet werden.
Heute ist die Burgruine ein beliebtes Ausflugsziel. Schnell erreichbar ist sie von der Lausitz, der Sächsischen-Böhmischen Schweiz und von Nordböhmen. Unbestätigten Berichten soll sie zur Zeit von Johann Josef Münzberg für dort befindliche Affen bekannt gewesen sein. Viele Leute wären auch wegen dem gefangenen Ritter gekommen, der heute noch im Verlies ist. Carl Gustav Carus und Caspar David Friedrich sollen die Burg gemalt haben. Rainer Maria Rilke wäre auch zu Besuch gewesen.
Ein Dankeschön geht an die Ur-Urenkelin von Johann Josef Münzberg. Sie organisierte von ihrer Familie die alten Bilder, die im Video in einer Slideshow zu sehen sind.
Nach dem Genuss der verschiedenen Panoramaaussichten und der obligatorischen Fotosession wurde der Weg zum Jedlova fortgesetzt. Die Route war vorher am PC geplant worden. Während des Aufstieges sah ich auf dem Navi einen direkten Weg zum Berg, der kürzer erschien. Das war er auch. Allerdings handelte es sich mehr oder weniger um einen Bergpfad auf der Südseite, unterhalb des Skiliftes. Die Aussicht war zunächst schön. Die Sonne schien unerbittlich. Das Fahrrad musste unter den Arm geklemmt werden. Der Schweiß lief in Strömen. Die Augen brannten und es gab nur noch eine trübte Sicht zu. Der Körper hatte mehr als ausreichend Arbeit und für das Naschen der zahlreichen Heidelbeeren am Steilhang fehlten die Zeit und Kraft. Aber irgendwann war die persönliche „Challenge“ keuchend gewonnen und der Gipfel erreicht.
Der Tannenberg hat eine Höhe von 774 m. Er ist die Nummer drei der Lausitz und der höchste Berg im Bezirk Děčín. Bei guter Sicht sind die Böhmischen Berge, das Erzgebirge, die Sächsisch-Böhmische Schweiz, das Riesengebirge und die Lausitzer Berglandschaft zu sehen.
Auf dem Berg befindet sich ein Aussichtsturm, der 1891 vom Gebirgsverein erbaut wurde. Der Fürst Ferdinand von Kinsky sorgte danach für den Bau eines Bergrestaurants. Mit der Zeit, besonders nach 1945, verfielen die Einrichtungen. Auf Initiative der Gemeinde Jiřetín pod Jedlovou erfolgte nach 1992 die Sanierung. Dabei half auch der Skiclub Varnsdorf.
Heute ist der Jedlova ein gut frequentiertes Ausflugsziel. Im Adrenalin-Park werden verschiedene Aktivitäten angeboten. Im Winter ist der Tannenberg ein bekanntes Wintersportziel.
Nach dem Turmbesuch und einer kleinen Stärkung führte die Radtour steil bergab. Allerdings verlangsamten viele Querrinnen zur Wasserabfuhr die Abfahrt am Tannenberg.
Die Strecke verlief über Chřibská nach Jetřichovice - Vysoká Lípa. Unterwegs gab es einige interessante Dinge zu sehen. Auf der Terrasse des neuen Restaurants vom Hotel Kortus wurde eine Pause eingelegt. Wie immer, waren das Essen und die Bedienung sehr gut und professionell.
Der letzte Teil der Strecke führten bergab und bergauf über Mezní Louka und Hřensko zu den Ferienappartements Elbaussicht – Krippen. Insgesamt war es ein sehr schöner Ausflug.
CZ-US| Teichstatt | 50.856643,14.560404 | 06.07.2021 und 06.10.2021
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