Ausflug zur Wilhelminenwand (Vilemínina stěna) und zum Marienfels (Mariina skála) mit herrlichen Ausblicken und einem kleinen Abenteuer:
Im Jahr 2019 hatte ich eine kombinierte Fahrrad- und Wandertour in die Gegend von Dittersbach (Jetřichovice) gemacht und in einem Blogbeitrag vom Besuch der Felsenburg Falkenstein (Falkenštejn) und der Ersteigung des Rudolfsteins (Rudolfův kámen) berichtet. Es blieben aber noch ein paar interessante Steine zur Besichtigung übrig.
Im Juli 2022 war dann endlich die Gelegenheit zum Kennenlernen zwei weiterer berühmter Felsen.
Wie schon oft, erfolgte vorher eine Zugfahrt von Bad Schandau über Decin nach Rybniště. Von da aus ging es auf bekannten Wegen weiter bis zur Kreuzung in der Nähe der Balzhütte (Na Tokáni) und anschließend bis zur Schutzhütte (Přístřešek Purkartický les). Dort hätte ich eigentlich das Fahrrad abstellen und die Wanderung starten müssen.
Am Ausflugstag herrschten Temperaturen von über 30° C. Wahrscheinlich strahlte die Sonne zu stark auf meinen Kopf, denn ich überlegte mir spontan von der geplanten Route abzuweichen und den Rückweg über Jetřichovice (Dittersbach) zu nehmen. Das setzte die Fahrradmitnahme voraus. Allerdings hielt ich es nicht für nötig, die geänderte Route auf dem Planer vorher zu checken. Die Quittung ließ nicht lange auf sich warten. Der Weg bestand dann aus Wurzeln und Felstreppen. Ich musste das Fahrrad tragen. Mir kamen von unten tschechische Wanderer entgegen. Durch den Aufstieg atmenten sie schwer. Bei meinem Anblick stutzten sie erschrocken und redeten auf mich in tschechischer Sprache ein. Leider habe ich es nicht verstanden. Aber vermutlich meinten sie, dass man mit dem Fahrrad unter dem Arm den Weg nicht gehen könne. Ich bin danach noch ein Stück weiter gelaufen und kam mir dabei wie beim Survivaltraining der Gebirgsjäger vor. Danach war ich gezwungen, das Fahrrad anzuschließen, meine Blitzidee zu begraben und die Wanderung über Stock und Stein, hoch und runter, zu Fuß fortzusetzen.
Nach einer Weile teilte sich der Wanderweg und Holztreppen führten nach oben zur Wilhelminenwand. Vorher hieß sie wohl die Schwarze Wand. Wilhelmine war die Ehefrau von Graf Kinsky. Er gehörte zu einem uralten Adelsgeschlecht in Böhmen. Wahrscheinlich war die Aussicht ein Lieblingsplatz von Wilhelmine und wurde ihr zu Ehren so benannt. Vilemínina stěna bietet übrigens heute immer noch einen wunderbaren Ausblick auf die Böhmische Schweiz. Prägnant ist der gegenüberliegende Marienfels mit der neu errichteten Hütte.
Anschließend führte der Weg wieder zurück bis zur Kreuzung und dann nach rechts zum Marienfels (Mariina skála). Davor befindet sich Balzers Lager. Der große Felsvorsprung diente früher als Zufluchtsort vor plündernden Schweden. Später nutzte das Waldpersonal den Vorsprung als Schutz. Vor der Jagdsaison mussten die Balzplätze für die Herrschaft gesucht werden. Im Jahr 1856 fand eine Exkursion des Böhmischen Forstvereins statt. Anlässlich dieses Ausfluges ließ der Forstmeister Ferdinand Bund eine Gedenktafel errichten. Dort kann man u.a. die bemerkenswerten Sätze lesen: „Wer ist Meister? Der, der was ersann. Wer ist Gesell? Der, der was kann. Wer ist Lehrling? Jedermann."
Anschließend ging es weiter zur Marienhütte. Vorher mussten noch ein paar Stein- und Stahltreppen nach oben überwunden werden, um die nächsten wundervollen Aussichten zu genießen. Die Hütte war gut besucht und bietet die Gelegenheit zur Rast aus dem Rucksack. Warum manche Wanderer in der Hütte rauchen mussten, habe ich nicht verstanden.
Wie schon berichtet, konnte ich den Abstieg nicht nach Dittersbach (Jetřichovice) vornehmen, weil ja das einsame Fahrrad auf mich wartete und noch ein Stück getragen werden wollte. Einen Abstecher zur heruntergebrannten Balzhütte (Na Tokáni) habe ich auch noch gemacht. Jetzt befindet sich dort ein Kiosk und man kann Roller ausleihen und damit nach unten brausen.
Ich fuhr dann ebenfalls den herrlich steilen Weg bergab. Ursprünglich wollte ich über das Kirnitzschtal zurück fahren, überlegte es mir anders und besuchte die Terrasse vom Hotel Kortus in Vysoká Lípa. Die Heimfahrt wäre dann über Mezní Louka und Hřensko erfolgt. Ich legte aber diese Strecke diesmal mit dem Auto zurück.
CZ-US | Dittersbach (Jetřichovice) | 50.862582,14.405758 | 13.07.2022 und 12.09.2022
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